Kath. Pfarrgemeinde Piesendorf
 
 

 

Die Pfarrkirche Piesendorf zum Hl. Laurentius


Zur Baugeschichte .....

1. Bauphase: Der älteste Vorgängerbau der Pfarrkirche war eine vorromanische Saalkirche mit eingezogenem Chor. Sie hatte das Ausmaß von 5,5 x 10 Metern. Der Bau wurde wahrscheinlich noch vor 1000, im 9. oder 10. Jahhundert, über einem Schmelzplatz für Eisengewinnung, in unmittlebarer Nähe eines Hüttenbetriebes errichtet.

2. Bauphase: Im 12. oder 13. Jahrhundert wurde diese Kirche um zwei Meter nach Westen verlängert und eine zweite Kirche angebaut. Es entstand eine romanische Doppelkirche.

3. Bauphase: In weiterer Folge wurde die Ostmauer abgetragen und durch einen Chorraum mit 5/8 Schluss ersetzt. Die Doppelkirche mit frühgotischem Chor hatte weiterhin zwei getrennte Kirchenschiffe, nur ein Teil der Trennmauer wurde im Osten abgebrochen. Kurz nach 1400 wird die Michaelskapelle an die Südfassade im Bereich des ersten Chorjoches gebaut.

4. Bauphase: Der nächste Umbau bzw. eine Vergrößerung zu einer spätgotischen Saalkirche erfolgte in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Von der alten Kirche hat man die südliche Langhauswand mit der Michaelskapelle und die Mauerbereiche des frühgotischen Chores erhalten. Die Westwand wurde ebenso abgebrochen wie die nördliche Langhausmauer mit Ausnahme des Turmbereiches. Die Dachkonstruktion über dem Langhaus ist kurz nach 1450 errichtet worden In diese Bauphase fällt auch der Bau des spätgotischen Südportals (liegt im heutigen Sakristeibereich).

5. Bauphase: Der Chorschluss ist Anfang des 16. Jahrhunderts erneuert und erweitert worden. Die Untersuchungen der Dachkonstruktion über dem Chor haben ein Fälldatum der Bäume von 1507/08 ergeben. Zu dieser Zeit erfolgte der zweigeschossige, südwestseitige Anbau (ehemalige Antoniuskapelle), der heute als Eingangshalle Verwendung findet. Am 24. Juni 1516 werden die spätgotische Kirche, die weitgehend bis heute ihr Aussehen beibehalten hat, und vier Altäre von Bischof Berthold Pürstinger von Chiemsee geweiht. Neben dem Hauptaltar standen zwei Altäre an den östlichen Langhauswänden, beidseits des Triumpfbogens, sowie ein weiterer in der Mitte der Kirche, der den Hll. Johannes Baptist und Johannes Evangelist geweiht war.

6. Bauphase: In den Jahren 1715 - 1718 fand eine umfassende Barockisierung des Kircheninnenraumes statt. Die gotischen Rippen wurden entfernt und die Kirche erhielt eine Neuausmalung. Die gemauerte gotische Empore wurde durch eine Holzkonstruktion ersetzt, die Fensteröffnungen wurden vergrößert und in die heutige Form gebracht. Am 2. Mai 1730 baten der Pfarrer von Piesendorf und der Pfleger von Zell am See um die Zustimmung für die Erweiterung der allzu engen Piesendorfer Kirche durch "hinwekhnemung einer ermeltes Gottshauß sehr verstöllend und eng machenden zwischen der Hauptmauer und der zochenen Mauer". Demnach hat sich die frühgotische Trennwand zwischen den beiden Kirchenschiffen bis ins 18. Jahrhundert erhalten.

7. Bauphase: 1851 - 1854 erfolgte eine frühhistorische Umgestaltung des Inneren. Von den im neoromanischen Stil errichteten Ältären ist lediglich der Hauptaltar im Chor erhalten.

8. Bauphase: Beim Umbau und bei der Restaurierung von 1989 - 1996 wurde der westseitige Kirchenzugang geschlossen und vom Süden eine großzügige Eingangslösung in der Antoniuskapelle geschaffen. 1992 wurde eine eingeschossige Sakristei errichtet, die der südlichen Kirchenfront vorgelagert ist. Dadurch konnte die Michaelskapelle, die von 1715 bis 1989 als Sakristei in Verwendung stand, zu einer Andachtskapelle adaptiert werden. Im Kirchenschiff sind die Holzempore für die Sänger und das Orgelgehäuse erneuert worden. Der Altarraum wurde den Erfordernissen der heutigen Liturgie angepasst.


Pfarrkirche und Umgebung



Die Pfarrkirche prägt das Ortsbild .....

Die Piesendorfer Pfarrkirche stellt als dominierender Baukörper den wesentlichen Akzent für das Ortsbild dar. Der Bau zeigt in seiner Außenerscheinung trotz geringer späterer Veränderung eine spätgotische Ausprägung. Diese besteht aus einem einschiffigen, dreijochigen Langhaus und einem zweijochigen, eingezogenen Chor im Osten mit polygonalem Schluss. Zusätzlich wird der Bau durch zwei- bzw. dreifach gestufte Stützpfeiler gegliedert und erhält seine Dominanz durch das steile Walmdach und den an das erste Chorjoch im Norden angebauten mächtigen Turm mit Spitzgiebelhelm.

Die Südseite der Kirche wird von den spätgotischen Kapellenvorbauten geprägt; der zweigeschossigen, ehemaligen Antoniuskapelle (der heutigen Eingangshalle), die eine spätgotische Fensteröffnung mit Stabwerkgewände über dem Portal als Besonderheit aufweist, gegen Westen und der niedrigeren, eingeschossigen Michaelskapelle gegen Osten. Unter der Michaelskapelle befindet sich ein kreuzgratgewölbter Raum, der nur zu einem geringen Teil über das heutige Bodenniveau reicht. Der Zugang erfolgt über den südlichen Nebeneingang zu einem Vorraum, von dem ein schmaler Stiegenabgang in die Unterkapelle (= Krypta) führt.


Pfarrkirche Kircheneingang Der Kircheneingang

Durch den 1992 geschaffenen Hauptzugang gelang man in die zur Eingangshalle umgestaltete Antoniuskapelle. Dieser Raum besitzt ein spätgotisches Rippengewölbe, das eine markante Sternfiguration zeigt, sowie ein Spitzbogenportal mit abgefastem Gewände zum Kirchenschiff.
 Pfarrkirche Deckenmalereien Das himmlische Jerusalem

Der harmonische Eindruck des Kirchenraumes wird durch die (spät)gotische Architektur, durch die historistische Einrichtung und vor allem durch die Ausmalung gebildet. Die neogotische, raumunfassende Malerei auf Goldgrund nimmt Motive aus der mittelalterlichen Miniaturmalerei auf und steht deutlich unter dem Einfluss der Münchener Schule. Die Licht- und Farbwirkung des Kirchenraumes lässt deutlich den Gedanken des himmlischen Jerusalems aufkommen.

 Pfarrkirche Innenraum

Pfarrkirche Orgelempore
Ein imposanter Kirchenraum

Das Langhaus istz durch mächtige barocke Wandpfeiler (im Kern gotische Dienste) mit vorkragenden, profilierten Kämpferaufsätzen gegliedert. Hier liegt das Stichkappentonnengebölbe auf, dessen Netzrippen 1715 abgeschlagen wurden. Die Wandpfeilergliederung des Langhauses findet im Chor eine Fortsetzung. Hinter dem freistehenden Hochaltar haben sich zwei gotische Dienste erhalten.

Von der gemauerten gotischen Empore sind Reste der Wandpfeiler mit den Rippenansätzen in den westlichen Langhausecken sichtbar. Die 1993 errichtete Holzempore ruht mit ihrem vorkragenden Mittelteil auf zwei Säulen. Die Formensprache der Brüstungsfelder ist ein Zitat der Füllungen des neogotischen Kanzelkorbes.


Die Kirchenbänke sind eine Arbeit des Piesendorfer Tischlers Johann Maier aus dem Jahr 1854.
 Pfarrkirche Paramentenkammer Auf dem Weg zur Empore

Ein spätgotisches Spitzbogenportal führt von der Empore zu einem Raum (= Paramentenkammer) über der Eingangshalle. Beachtenswert ist auch die Eisenplattentür mit den spätgotischen Beschlägen.
 Pfarrkirche Hoch- und Volksaltar Der Volksaltar

Für die gestaltung des Volksaltares wurden Teile des aus weißem Marmor (Vierpassmasswerk) gearbeiteten historischen Speisgitters verwendet.





Der Hochaltar

Die Einrichtung der Laurentiuskirche, die im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert wurde, ist heute vom frühen Historismus geprägt. Bereits in den Jahren 1851 - 1854 sind grundlegende Umgestaltungen vorgenommen worden.

Den Hauptakzent bildet der im romanisch-gotischen Stil nachempfundene, breitgelagerte Hochaltar aus Marmor. Der Salzburger Steinmetzmeister Josef Haslauer lieferte ursprünglich drei Altäre um 12.878 Gulden. Der Hochaltar aus dem Jahr 1853 zeigt einen präzisen und proportional ausgewogenen Aufbau. Über einem Sockel wird der Mittelteil mit dem rundbogigen Altarblatt von einem Dreiecksgiebel mit Zahnschnittfries, Kriechblumen und Kreuz bekrönt, den seitlichen Abschluss bilden Säulen und abgeschrägte Pfeiler mit Aufsatzfiguren. Das großflächige Altargemälde ist signiert S.(ebastian) Stief und datiert mit 1854. Es stellt den Kirchen- und Pfarrpatron, den Hl. Erzdiakon Laurentius, in einer römischen Ruinenlandschaft dar. Das obere Bildfeld zeigt Christus flankiert von Engeln. Dieses großflächige Gemälde ist ein charakteristisches Werk von Sebastian Stief, der 1811 in Tengling bei Traunstein geboren und 1889 in Salzburg verstorben ist. Stief zählte in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Salzburg zu den meistbeschäftigten Malern. Seine Altarblätter verdeutlichen signifikant die künstlerische Auffassung des Nazarenertums.

Die Statuen auf den flankierenden Pfeilern stellen die Salzburger Landespatrone, die Hll. Bischöfe Rupert und Virgil dar, vom Bildhauer Johann Scheidl 1854 angefertigt.




Die beiden alten Beichtstühle

Die Beichtstühle an der Chorwand, links und recht neben dem Hochaltar wurden 1790 angefertigt, die Kammzugfassung ist in die zweite Hälfte des 19. jahrhunderts zu datieren. Diese beiden alten Beichtstühle sind heute nicht mehr in Verwendung, da bei der letzten großen Kirchenrenovierung ein Beichtstuhl und ein Beichtzimmer im hinteren Teil der Pfarrkirche eingebaut wurden.
 Pfarrkirche Kanzel Die Kanzel

Die Kanzel ist ebenfalls eine Arbeit aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Holzkorpus besitzt eine goldgelbe Fassung und zeigt in den Füllungen Reliefs von Christus und den vier Evangelisten. Die Untersicht wird traditionsgemäß durch die Taube des Hl. Geistes im Strahlenkranz gebildet.
 Pfarrkirche Kreuzgruppe Die große Kreuzgruppe

Die barocke Kreuzgruppe im ersten Chorjoch (ursprünglich unter dem Triumpfbogen angebracht) ist ein exzellentes Beispiel der barocken Schnitzkunst des Oberpinzgaus. Das Kreuz wird dem Mittersiller Bildhauer Georg Mayr zugeschrieben und stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die beidseits postierten Konsolfiguren, die Hll. Maria und Johannes, werden in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert.
 

Pfarrkirche Hll. Nepomuk und Stephanus

Pfarrkirche Pieta
Hll. Johannes Nepomuk und Erzdiakon Stephanus und die Pieta

An zwei Wandpfeilern des Kirchenschiffes finden sich zwei äußert qualitätvolle Barockstatuen, die Hll. Stephanus und Johannes Nepomuk, um 1740.

Eine bemerkenswerte spätgotische Skulptur der Grablegung Christi, eine Pieta, steht in einer Nische der nördlichen Langhauswand. Dieses gefasste Schnitzwerk aus Lindenholz ist Ende des 15. Jahrhunderts entstanden.
 Pfarrkirche Schmerzensmann Ecce Homo

Der um 1700 geschaffene Ecce Homo mit originalem Gehäuse ist derzeit in Verwahrung. Diese gefasste Vollplastik aus Holz ist ein beeindruckendes Beispiel expressiven Kunstschaffens. Dies verdeutlichen die Hand- und Fußfesseln, die Dornenkrone, sowie die realistisch ausgebildeten Wundmale, die mit in Leim getränkten Hanf- und Gewebestücken nachgeahmt wurden. Das Gehäuse zeigt an der Außenseite noch die ursprüngliche spätbarocke Fassung, wobei sich an der Innenseite eine Quaderung erhalten hat. Die Figur des Ecce Homo ist ein Meisterstück der ländlichen Bildhauerkunst und Fassmalerei und gleichzeitig Ausdruck für die barocke Volksfrömmigkeit dieser Region.
 Pfarrkirche Kreuzweg Der Kreuzweg

Die 14 Kreuzwegbilder stammen ebenfalls von dem Maler Sebastian Stief. Die VII. Station ist bezeichnet mit "S.(ebastian) Stief 1854".
 Pfarrkirche Taufbecken Das Taufbecken

Das Taufbecken besteht analog zum historischen Speisgitter aus weißem Marmor. Am Fuß sind der name des Steinmetzmeisters Josef Haslauer und die Datierung 1854 eingemeißelt.

Die den Deckel des Taufbeckens, der die Stadt Jerusalem darstellt, krönende Figur des Hl. Johannes des Täufers wurde vor etlichen Jahren brutal abgebrochen und gestohlen.
 Pfarrkirche Orgel Die Orgel

Die Orgel besitzt ein 1961 erbautes zweimanualiges, pneumatisches Werk mit 15 Registern und etwa 1500 Orgelpfeifen. Da die Empore im Zuge der letzten Innenrestaurierung erneuert wurde und die zweite Empore entfiel, erfuhr das Orgelgehäuse eine entsprechende räumliche und formale Anpassung.
 Pfarrkirche Glocken Die Glocken

Im 53 Meter hohen Nordturm der Pfarrkirche hängen in der Glockenkammer 4 Glocken. Die größte Glocke ist der Hl. Familie und den Menschen geweiht, die sich für den Frieden einsetzen. Sie wiegt 2276 kg. Die zweite Glocke ist die Laurentiusglocke und wiegt 960 kg. Sie ist auch die älteste Glocke und stammt aus dem Jahr 1636, während die anderen drei Glocken erst im Jahr 1950 geweiht wurden, da die Vorgängerglocken während des 2. Weltkrieges leider eingeschmolzen wurden. Die dritte Glocke wiegt 623 kg und ist Maria, der Mutter Gottes, dem Hl. Vitalis (Apostel des Pinzgaus) und dem Hl. Leonhard (Patron der Bauernschaft) geweiht. Die vierte und kleinste Glocke ist die sogenannte Sterbeglocke. Sie wiegt 445 kg und ist dem Hl. Georg und dem Hl. Erzengel Michael geweiht.
 Pfarrkirche Michaelskapelle 1 Die Michaelskapelle

Obwohl die ganz genauen Baudaten fehlen, ist die Errichtung der Kapelle in der Zeit nach 1400, spätestens jedoch im dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts anzunehmen. In einem Visitationsbericht daus dem Jahr 1617 wird von einer "Crypta demortuorum subterranea expurgetur" berichtet. Aus dem Jahr 1646 stammt eine Aufzeichnung, die die Michaelskapelle erstmals erwähnt. Pfarrer Johannes Sedlmayr hält fest: "Bei dieser Kirche befindet sich eine Kapelle des Hl. Michael, in welcher Herr Jud in Piesendorf wenn möglich seine Grablege haben möchte." Der im Südosten über rechteckigem Grundriss angefügte Baukörper ist durch ein kleines Spitzbogenportal mit dem Chor verbunden. Ein über Konsolen aufsteigendes, spätgotisches Netzrippengewölbe mit beachtenswerten ringförmigen Schlusssteinen unterteilt den Raum in drei Joche.

Unter der Michaelskapelle befindet sich die im Visitationsbericht des Jahres 1617 erwähnte "Crypta", unter deren Boden sich eine Grabstätte befunden hat. Heute wird die Krypta für Gebetsrunden und kleine Andachten verwendet.
 Michaelskapelle 1

Michaelskapelle 2

Michaelskapelle 3

Michaelskapelle 4

Michaelskapelle 5

Michaelskapelle 6

Michaelskapelle 7

Michaelskapelle 8

Michaelskapelle 9

Michaelskapelle 10
Die Malereien in der Michaelskapelle

Über alle vier Wände ziehen sich rechteckige Wandbilder mit schablonierten Rahmen, die bis in die Gewölbezone ragen. Maria, Christus und 14 Heilige werden mit ihren Attributen gezeigt, wobei an der Nord-, Ost- und Südwand bis auf drei Einzelfiguren paarweise Darstellungen in einem Bildfeld gemalt sind.

An der Westwand ist in einem breiten Bildstreifen die thronende Mria mit dem segnenden Kind, flankiert von den Hll. Jungfrauen (Virgines Capitalis) wiedergegeben. Links die Hll. Margaretha mit dem Drachen und Barbara mit dem Turm und Kelch, rechts die Hll. Katharina mit dem Rad und Dorothea mit einer fruchttragenden Pflanze. Nur mehr umrisshaft ist der Kopf einer Stifterperson zu Füßen der Hl. Barbara zu erkennen.

Die heiligen Jungfrauen sind im Mittelalter sehr verehrt worden. Die Hl. Margaretha wird bei Geburten angerufen, Barabra tröstet die Sterbenden, Katharina hilft bei Krankheiten und Dorothea wird als Nothelferin bei Armut, falscher Anschuldigung, Geburts- und Todesnöten angerufen.

An der Nordwand sind in den Feldern der Hl. Leonhard mit Kette (Patron der Gefangenen sowie Schutzpatron des Viehs) und der Hl. Bischof Wolfgang mit Beil und Kirchenmodell, die beiden heiligen Erzdiakone Stephanus mit den Steinen und Laurentius (Kirchen- und Pfarrpatron) mit dem Rost, die Hl. Elisabeth von Thüringen mit dem Brot und die Hl. Maria Magdalena mit dem Salbgefäß wiedergegeben.

An der Ostwand sind Bildfelder mit Einzelfiguten, links die Hl. Barbara mit dem Turm und dem Kelch mit Hostie (Bergbaupatronin), zu ihren Füßen kniet, in weißem Gewand, der mit Tonsur als Ordensmann ausgewiesene Stifter, mit seinem Wappen. Im südlichen Feld der Ostwand ist der Eucharistische Christus dargestellt, aus dessen Wunden Blut in den Kelch fließt.

Ebenfalls als Einzelfigur herausgehoben wird an der Südwand der Patron der Kapelle, der Hl. Erzengel Michael, als Seelenwäger mit dem über den Bildrand hinaus erhobenen Schwert. Es ist ein Hinweis auf seine Funktion beim Jüngsten Gericht. Im westlichen Feld der Südwand finden sich Johannes der Täufer im Fellkleid und Johannes der Evangelist mit dem Giftpokal.

Eine freigelgte Inschrift an der Westwand des Kapellenraumes "Mihahel Staindl de sa(n)d Anno(...)143..." lässt möglicherweise einen Bezug zur Entstehungszeit der Malerei hertsellen.

Der Reiz dieser einheitlichen, spätgotischen Kapellenausmalung durch den sogenannten "Meister von Piesendorf" liegt im Einsatz des Ornamentalen. Dies ist vor allem in der vielfältigen Verwendung von Schablonenmustern erkennbar. Auch an den im Raum verteilten Apostelkreuzen ist diese Vorliebe zu sehen. Die Malereien in der Michaelskapelle repräsentieren eine Spätphase des weichen Stils und werden in das vierte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, um 1435, datiert.

Besondere Bedeutung kommt einem gemalten, teils unter dem Fußbodenniveau befindlichen Wandmalereifragment einer älteren Malschicht im östlichen Joch der Nordwand zu. Neben einem gemalten Rahmenband sind ein Teil eines Fußes, eine Umrahmung und gemalte Quader erkennbar. Das Fragment gehört zu einer an der ehemaligen Außenwand des Chores angebrachten monumentalen Christophorusfigur. Das Ausmaß des Bildfeldes betrug ca. 6 x 2,5 Meter. Im Dachraum über der Michaelskapelle sind in den Gewölbekappen der Kopf des Heiligen und das Christuskind, Laub- und Astwerk, sowie die gemalte Umrahmung erhalten.

Die künstlerische Qualität dieses in den späten 80er oder 90er Jahren des 14. Jahrhunderts entstandenen Freskos ist erlesen. Aufgrund der Ausführung muss von einem routinierten und erfahrenen Künstler ausgegangen werden, wobei der Hofmeister des Erzbischofs Pilgrim von Puchheim (1365 - 1396) und damaliger Pfarrer von Piesendorf, Johann vom See, als Auftraggeber in Frage kommen könnte.

Die bauliche Umgestaltung der Barockzeit hat Spuren bei der Adaptierung als Sakristeiraum hinterlassen. So wurde 1715 eine Zwischendecke eingezogen, neue Fensteröffnungen (ehemals spätgotische Spitzbogenfenster) und eine Rundbogennische ausgebrochen. Die spätbarocke Illusionsmalerei in dieser Nische wird teilweise von einer rezenten Draperie verdeckt, die als neutraler Hintergrund für eine spätgotische Madonna dienst. Die Hl. Maria ist sitzend mit einem Apfel dargestellt, nach dem das Jesuskind greift. Dieses äußerst qaulitätvolle Schnitzwerk stammt aus der Zeit um 1520.



(Text von Dr. Ronald Gobiet, bearbeitet von Pfarramtsleiter Diakon Wolfgang Bartl)